Agrarpolitik: Verantwortung für Verbraucher*innen, Landwirt*innen und Umwelt

Alle können etwas für eine bessere Agrarpolitik tun. Darauf machte die Bundestagsabgeordnete Charlotte Schneidewind-Hartnagel beim „Erntegespräch“ des Bauernverband Main-Tauber in Großrinderfeld bei Tauberbischofsheim aufmerksam. „Wir alle müssen Verantwortung übernehmen, für artgerechte und naturnahe Tierhaltung und für den Erhalt von Boden-, Luft- und Wasserqualität – also für das, was wir Natur und Umwelt nennen“, sagte sie. „Es gilt, mit unserem Handeln und unseren Entscheidungen, Verantwortung für diese Welt zu übernehmen, im Großen und im Kleinen, um sie für die kommenden Generationen zu erhalten.“

An dem „Erntegespräch“ auf dem Hof der Familie Banzer am 28. August 2020 nahmen auch der Bundestagsabgeordnete Alois Gerig (CDU), der Landtagsabgeordnete Wolfgang Reinhart (CDU) und   Landwirte aus der Region teil. Thema der Veranstaltung waren die diesjährigen Ernteerwartungen in der Region Main-Tauber. Diese sind nach Einschätzung des Geschäftsführers des regionalen Bauernverbandes, Stefan Fröber, klima- und schädlingsbedingt gering ausgefallen.

Der Vorsitzende des Bauernverbandes Main-Tauber, Reinhard Friedrich, kritisierte die Politik: sie habe Verluste und Preisrückgänge beim Fleisch nicht verhindert. Friedrich forderte eine einheitliche Umsetzung der EU-Vorgaben sowohl bei der bedarfsgerechten Düngung als auch beim Pflanzenschutz. Bei der Umsetzung des Biodiversitätsgesetztes im Land, ebenso wie beim Aktionsprogramm Insektenschutz sowie bei „Farm to Fork“ und beim „Green Deal“ der EU-Kommission werde „die Bedeutung der Sicherstellung einer eigenständigen Nahrungsmittelversorgung viel zu wenig beachtet“.

Ratspräsidentschaft nutzen

Schneidewind-Hartnagel erläuterte, dass im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft wichtige Entscheidungen bezüglich der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und der entsprechenden Ausgestaltung der Förderung der Landwirtschaft in der EU getroffen werden. Die EU-Zahlungen müssten helfen, die Agrarwende zu finanzieren – hin zu einer Landwirtschaft, die mit der Natur arbeite statt gegen sie. GAP-Gelder sollten künftig nur noch an landwirtschaftliche Betriebe gehen, die in den Bereichen des Umwelt-, Natur-, Klima- und Tierschutzes nachweislich gesellschaftliche Leistungen erbringen.

Bisher bekommen Bäuerinnen und Bauern, die Umwelt- und tierverträglich arbeiten, dafür lediglich einen Ausgleich. Als Grüne setzen wir uns auf EU-Ebene dafür ein, dass sie darüber hinaus eine Anreizkomponente für Umwelt-, natur-,klima- und tiergerechtes Wirtschaften erhalten.

Kleine und mittlere Betriebe in der Region unterstützen

Investitionen in eine bessere Landwirtschaft sind von kleinen und mittleren Betrieben in der Region Main-Tauber häufig schwieriger zu stemmen als von großen. Eine gerechte Agrarpolitik müsse dem Rechnung tragen und diese Betriebe bei den Herausforderungen besonders unterstützen, forderte Schneidewind-Hartnagel. Für große Betriebe solle es eine Obergrenze für Agrarzahlungen geben. Agrarholdings müssten erfasst und von Zahlungen ausgeschlossen werden.