Mitglied des Bundestages
Charlotte Schneidewind-Hartnagel
Trotz bereits vieler Schritte in Richtung Gleichberechtigung sind Macht, Geld und freie Zeit unterschiedlich zwischen den Geschlechtern verteilt. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der Frauen und Männer gleichberechtigt, selbstbestimmt und solidarisch miteinander leben. Mädchen und Frauen sollen ebenso wie Jungen und Männer so leben, wie sie es wollen. Sie sollen ihre Potenziale entfalten und tradierte Geschlechterrollen überwinden können.
Wirtschaftliche Unabhängigkeit ist von zentraler Bedeutung. Zwar sind mehr Frauen denn je berufstätig, aber viel zu oft arbeiten sie in Minijobs, prekärer Beschäftigung oder kurzer Teilzeit – und verdienen selbst bei gleicher Arbeit weniger als Männer. In Branchen, in denen überwiegend Frauen arbeiten, wird schlechter bezahlt. Die Renten vieler Frauen sind jetzt schon niedrig: Altersarmut ist weiblich.
Wir Grüne fordern ein Entgelttransparenzgesetz und ein Verbandsklagerecht, das Verstöße gegen die Entgeltgleichheit tatsächlich vor Gericht bringt. Auch in der Steuerpolitik wollen wir die Benachteiligung von Frauen endlich beenden, z.B. mit der Abschaffung der Steuerklasse V und des Ehegattensplittings.
Obwohl das Frauenwahlrecht 1919 in Deutschland eingeführt wurde, sind die Parlamente von einer paritätischen Besetzung weit entfernt. Gleichberechtigung wird sich nicht von selber einstellen – so ist 2017 der Frauenanteil im Bundestag deutlich abgesunken und liegt jetzt bei etwa 30 Prozent.
Unsere Fraktion fordert eine Kommission, die konkrete Vorschläge für eine Erhöhung des Frauenanteils im Bundestag erarbeitet. Maßnahmen und Programme, die zu einer Erhöhung des Frauenanteils auf allen politischen Ebenen beitragen, müssen gezielt unterstützt werden.
Bisher unterbrechen oder reduzieren meist Frauen der Familie zuliebe ihre Erwerbstätigkeit. Das wirkt sich erhebliche auf ihr berufliches Fortkommen, auf ihre soziale Absicherung und ihre Rente aus. Wir brauchen Rahmenbedingungen, um es sowohl Müttern als auch Vätern zu ermöglichen, ihre Arbeitszeit in besonders familienintensiven Phasen zu reduzieren.
Für Kinderbetreuung, Pflege und Weiterbildung soll es möglich sein, finanziell und rechtlich abgesichert die Arbeitszeit zu reduzieren. Beschäftigte sollen mit einer flexiblen Vollzeit ihre Arbeitszeit um bis zu zehn Wochenstunden reduzieren und wieder erhöhen können. Ich setze mich für ein echtes Rückkehrrecht auf den früheren Stundenumfang für alle ein.Mehr zu diesem Themenbereich: Zeit für mehr: Damit Arbeit gut ins Leben passt
Sexistische Bemerkungen, „Witze“, anzügliche Sprüche oder Übergriffe sind weder in der Arbeitswelt, noch in der Politik oder im Alltag akzeptabel. Doch zu viele Frauen und Mädchen erleben Gewalt. Die Plätze in Frauenhäusern sowie die Hilfs- und Beratungsangebote reichen nicht aus. Es braucht passende Angebote für Frauen mit Behinderung, Migrantinnen, Frauen mit Kindern und pflegebedürftige Frauen. Geflüchtete Frauen und ihre Kinder brauchen Schutz. Der Bund muss sich an der finanziellen Absicherung der Arbeit von Frauenhäusern und Beratungsstellen beteiligen. Es braucht wirksame Sicherheitskonzepte und eine gute Zusammenarbeit von Sicherheitsbehörden mit Fachberatungsstellen.