Mitglied des Bundestages
Charlotte Schneidewind-Hartnagel
Als Abgeordnete eines ländlichen Wahlkreises liegen mir lebendige ländliche Regionen am Herzen. Der demografische Wandel und der Wegzug junger Menschen verändern die Strukturen in den Dörfern. Öffentlicher Nahverkehr, Gesundheitsversorgung und Nahversorgung nehmen ab oder werden gänzlich aufgegeben, Von gleichwertigen Lebensverhältnissen kann dann keine Rede mehr sein.
Wir Grünen wollen mit den Menschen vor Ort die ländlichen Räume stärken. Alle sollen dort leben und arbeiten können, wo sie mögen – ohne Nachteile. Wir stehen für gute Bildung und Arbeit. Auch auf dem Land muss gelten: Kurze Beine, kurze Wege. Wir wollen ganztägige Kinderbetreuung, Zwergschulen, jahrgangsübergreifendes Lernen und Ganztagsschulen gerade auch in dünner besiedelten Regionen ausbauen. Und auch nach der Schule muss es eine Perspektive für junge Menschen geben. Deshalb wollen wir Hochschulen auch in ländlich geprägten Gebieten verankern und Betriebe unterstützen, die ausbilden wollen.
Das Internet als Innovationsmotor, Standortfaktor und Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe muss auf dem Land genauso zugänglich sein wie in der Stadt. Wir wollen die digitale Spaltung zwischen Stadt und Land überwinden und die Chancen der Digitalisierung ergreifen (z.B. Online-Fachhandel, ein besser vernetztes Nahverkehrs- und Car Sharing-Angebot, Online-Vorlesungen, Homeoffice, telemedizinische Angebote oder E-Government).
Dafür fordern wir eine Geschwindigkeit von 50 Mbit/s an jedem Ort in Deutschland und eine Glasfaserausstattung in drei von vier Haushalten bis 2021.
Wenn Facharztpraxen schließen, weil sich keine Nachfolge findet, werden die Wege zum Arzt immer länger. Für eine wohnortnahe gesundheitliche Versorgung wollen wir Hausärzt*innen auf dem Land besser unterstützen. Krankenpfleger*innen etwa können mehr Verantwortung übernehmen und Ärzt*innen entlasten. Auch hier kann eine stärkere Digitalisierung zu einer besseren Versorgungbeitragen.
Gerade auf dem Land kommt es auf eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf an – für Männer und Frauen. Mehr zeitliche Flexibilität ermöglicht auch soziales Engagement, das das Leben auf dem Land attraktiver macht. Für unsere offene Gesellschaft, die rechtem Gedankengut keinen Nährboden bietet, dürfen wir nicht an kulturellen Einrichtungen sparen. Unser Ziel ist es, dass Kinos, Theater, Sportvereine, Jugendclubs oder Bibliotheken für alle zugänglich und gut erreichbar sind. Wir wollen so auch die Ortskerne wiederbeleben. Dorfläden sind wichtig für die Nahversorgung und können wertvoller Treffpunkt sein. Aber auch wenn die Geschäfte im Ort schließen, kann die Zwischennutzung von Gebäuden als Jugendclub, Seniorencafé oder Kunstausstellung neues Leben in die Ortskerne bringen.