Mitglied des Bundestages
Charlotte Schneidewind-Hartnagel
Junge Menschen sind in Deutschland besonders von Armut bedroht. „Die Bundesregierung muss endlich ein Gesamtkonzept vorlegen, um Jugendarmut zu bekämpfen, anstatt wie bisher nur an Symptomen herumzudoktern“, forderte die Bundestagsabgeordnete Charlotte Schneidewind-Hartnagel (Bündnis 90/Die Grünen) am Freitag nach der Veröffentlichung des „Monitors Jugendarmut in Deutschland 2020“ der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit.
Jugendarmut verhindert Zukunftschancen
„Der großen Koalition fehlt der politische Wille, Kinder-und Jugendarmut nach ganz oben auf die Prioritätenliste zu setzen“, kritisierte das Mitglied in der Kinderkommission des Bundestags. „Dabei ist es so wichtig, gerade jungen Menschen aus der Armut herauszuhelfen, denn Jugendarmut beeinträchtigt nicht nur die Jugend und das Heranwachsen massiv, sondern auch die Biografien im Erwachsenenalter. Jugendarmut verhindert Zukunftschancen – oft durch ‚Vererbung‘ auch gleich für die folgenden Generationen. Diesen Teufelskreis schon im Ansatz zu durchbrechen, ist eine Gerechtigkeits- und eine Zukunftsfrage.“
Kinder und Jugendliche bräuchten maßgeschneiderte Unterstützungsangebote, um der Armutsfalle zu entkommen. Die Corona-Pandemie verschärft die Situation zusätzlich. Eine Gesamtstrategie zur Bekämpfung von Armut muss laut Schneidewind-Hartnagel unterschiedliche Bereiche wie die Sozial-, Bildungs- oder Wohnungsmarktpolitik umfassen. Sie forderte eine Kindergrundsicherung, die sich an den realen Bedarfen der Heranwachsenden orientiert, eine Ausbildungsgarantie, Unterstützungsleistungen wo nötig bis zum Ende des 25. Lebensjahres und die Abschaffung von Sanktionen für junge Menschen unter 25 im Hartz-IV-Bezug.
3,2 Millionen junge Menschen von Armut bedroht
Laut dem „Monitor Jugendarmut in Deutschland 2020“ sind rund ein Viertel aller armutsgefährdeten Menschen in Deutschland jünger als 25 Jahre. Das sind rund 3,2 Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Insgesamt sind rund 13 Millionen Menschen dem Bericht zufolge von Armut bedroht.