Mädchen besser vor digitaler Gewalt schützen – mehr gleichberechtigte Teilhabe im Netz

Anlässlich des Weltmädchentages am 11. Oktober fordert die Bundestagsabgeordnete Charlotte Schneidewind-Hartnagel (Bündnis 90/Die Grünen) dazu auf, mehr für die digitale Teilhabe von Mädchen und ihren Schutz vor Cybergewalt zu tun. Eine aktuelle Umfrage der Kinderrechtsorganisation Plan International zeigt, dass 58% der Mädchen und jungen Frauen weltweit regelmäßig Erfahrungen von Bedrohungen, Beleidigungen und Diskriminierungen in den sozialen Medien machen. In Deutschland sind es sogar 70% der 15 bis 24-Jährigen. „Gewalt gegen Frauen und Mädchen hat im Netz einen Status von Normalität erreicht, den wir nicht akzeptieren dürfen“, so Schneidewind-Hartnagel.

Die Politikerin erklärte: „Mädchen und jungen Frauen müssen alle Möglichkeiten haben, ihre Potenziale zu entfalten und ihre Meinung ohne Angst äußern zu können – auch in der digitalen Welt. Eine Voraussetzung dafür ist, dass wir sie wirksamer vor Gewalt im Netz schützen.“ Den Umfrageergebnissen von Plan International zu Folge reagieren Mädchen und jungen Frauen auf Cybergewalt nicht selten mit einem Rückzug aus sozialen Medien.

Anbieter stärker in die Verantwortung nehmen

Plattformbetreiber müssen stärker in die Verantwortung genommen werden – sie müssen ihre Möglichkeiten ausschöpfen, um Mädchen und Frauen vor Cybergewalt zu schützen. Darauf machen Mädchen aus aller Welt stellvertretend für die 14.000 jungen Teilnehmerinnen der Umfrage in einem offenen Brief an Facebook, Twitter und Co. aufmerksam (www.plan.de/freedom-online). Sie fordern darin, die Belästigung gegen sie auf Social-Media-Plattformen zu stoppen.

Mädchen und jungen Frauen dürfen mit den Erfahrungen von digitaler Gewalt nicht allein gelassen werden. Ihnen sollten unabhängige und kostenfreie Informations- und Beratungsstellen zum Umgang mit Hassrede, Cybermobbing, Cyberstalking, Cybergrooming und Doxing zur Verfügung stehen. Dafür sollte auch eine (Teil-)Finanzierung durch eine verpflichtende Abgabe der Anbieter von sozialen Netzwerken und Messenger-Diensten in Erwägung gezogen werden.

Polizei und Justiz sensibilisieren

Der Kampf gegen Cybergewalt erfordert auch die entsprechenden Kapazitäten bei Polizei und Strafverfolgung. Es darf nicht sein, dass sich Täter im Netz sicher fühlen können und keine Angst davor haben müssen, entdeckt oder verurteilt zu werden“, betonte Schneidewind-Hartnagel. Deshalb ist qualifiziertes Personal nötig, das nicht nur die nötigen digitalen Kompetenzen mitbringt, sondern auch für geschlechtsspezifische Gewalt sensibilisiert ist. Dies muss durch entsprechende Aus- und Weiterbildungen für alle Strafverfolgungsprofessionen sichergestellt werden.

„Es ist von größter Bedeutung, dass Mädchen und junge Frauen ernst genommen und bestmöglich unterstützt werden, wenn sie Cybergewalt anzeigen wollen.“ Schneidewind-Hartnagel verwies auch auf die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Schutzes von Mädchen in der digitalen Welt: „Wir können und wir wollen nicht auf die Perspektiven von Mädchen und Frauen im Netz verzichten. Deshalb dürfen nicht zulassen, dass Cybergewalt sie mundtot macht oder gar aus der digitalen Welt zurückdrängt.“