Mitglied des Bundestages
Charlotte Schneidewind-Hartnagel
Kindesmissbrauch und die Misshandlungen Schutzbefohlener nehmen in Deutschland zu. Laut der jüngsten Kriminalstatistik stieg die Zahl der polizeilich registrierten Fälle von Misshandlung Schutzbefohlener um zehn Prozent auf 4.918. Kindesmissbrauch nahm um 6,8 Prozent auf über 14.500 registrierte Fälle zu. Die erfassten Fälle von Kinderpornografie stiegen um mehr als 50 Prozent auf 18.761. 152 Kinder starben durch Gewalt.
„Diese Zahlen sind mehr als ein Alarmzeichen – sie spiegeln eine schreckliche Entwicklung und unvorstellbares Leid wider. Das dürfen wir nicht hinnehmen“, erklärte die Vorsitzende der Kinderkommission des Bundestages, Charlotte Schneidewind-Hartnagel (Bündnis 90/Die Grünen). „Offenbar tun wir immer viel zu wenig für den Kinderschutz. Wir sind es uns und unseren Kindern schuldig, mehr in ihren Schutz zu investieren.“ Die Anstrengungen bei Prävention, Intervention und Hilfen müssten weiter erhöht werden. „Zwar wurde in den letzten Jahren einiges erreicht, aber Bund und Länder müssen ihre Maßnahmen intensivieren und besser abstimmen.“
Es gelte etwa die Netzwerkarbeit im Kinderschutz zu verbessern und über gesetzliche Kooperationsgebote in diversen Berufsfeldern zu verankern. „Diese Arbeit muss auch ausreichend finanziert werden. Das Nationale Zentrum frühe Hilfen muss dauerhaft auskömmlich finanziert sein“, sagte die grüne Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Odenwald-Tauber. Mitarbeitende in Behörden, einschlägigen Berufsfeldern und Vereinen müssten systematisch qualifiziert werden.
Ehrlich bilanzieren
„Von den Jugendämtern bis zu Polizei und Justiz muss ehrlich bilanziert werden, welche Personalausstattung tatsächlich notwendig ist, um Gewalt an Kindern effektiv zu bekämpfen“, erklärte die Kinderpolitikerin. Sie verwies auf eine extreme Zunahme von Delikten im Internet, die den Bedarf an qualifizierten Ermittler:innen, Staatsanwält:innen und Richter:innen und an technischer Ausrüstung deutlich aufzeige. „Der ‚Pakt für den Rechtsstaat‘ muss verlängert und erweitert werden, damit der Bund die Länder unterstützen kann.“
Auf Länderebene müssten Fachberatungsstellen ausgebaut und finanziell abgesichert werden. Schneidewind-Hartnagel unterstützte auch die Einsetzung von Landesbeauftragten analog zum Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs im Bund. Sicherzustellen sei außerdem die Schaffung von Kinder-und Trauma-Ambulanzen. „Ein deutlicher Beitrag zur Stärkung und zum Schutz von Kindern bestünde außerdem darin, Kinderrechte endlich mit einer starken Formulierung ins Grundgesetz aufzunehmen“, so Schneidewind-Hartnagel.